Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband hat ein Vermögensbarometer für 2015 veröffentlicht. In diesem Vermögensbarometer werden unter anderem die wichtigsten Finanz-Trends in Deutschland präsentiert. Diese möchte ich hier präsentieren und mit „meinem persönlichen Trend“ vergleichen.
Die wichtigsten Finanz-Trends
- 56% der Bundesbürger sind mit ihrer finanziellen Situation zufrieden. Der Anteil ist in den letzten 10 Jahren um 13%-Punkte gestiegen. Die Zahl der Unzufriedenen ist im gleichen Zeitraum von 18% auf 9% gefallen.
- 20% der Bundesbürger haben ihr Konsumverhalten in den letzten 12 Monaten reduziert. Bei 72% hat sich das Konsumverhalten nicht geändert. Und nur 7% haben ihr Konsumverhalten ausgeweitet.
- Die Deutschen sind keine Zinsjäger und achten mehr auf Sparsamkeit und Vorsicht. Die wichtigsten Kriterien sind Sicherheit, Flexibilität und Verfügbarkeit. Auf Platz 4 folgt dann erst die Rendite.
- Die Zahl derjenigen, die keine Altersvorsorge betreiben, steigt immer weiter an. Dies geschieht vor allem bei den Geringverdienern mit weniger als 1.000€ Nettoeinkommen pro Monat. Der Anteil liegt bei 61%. In der Gesamtbevölkerung lag der Anteil, der nicht vorsorgt, bei 40%.
- 41% der Bundesbürger machen sich Sorgen um die Geldpolitik und die anhaltende Niedrigzinsphase. Die Griechenlandkrise kommt auf Platz 2. Das bereitet aber nur 15% der Bundesbürger Sorgen.
- Menschen mittleren Einkommens (1.500-2.500€) machen sich vor allem Sorgen um Zinsen und Geldpolitik.
- Das Vertrauen in die Einlagensicherung ist gestiegen. Nur 15% gehen davon aus, dass die Einlagen nicht sicher sind.
- Es findet ein vorsichtiges Umdenken statt. 59% signalisierten Bereitschaft, sich mit dem Thema Wertpapiere als Alternative auseinander zu setzen. Aber nur 6% befassen sich aktiv damit und nehmen ihre Geldanlage selbst in die Hand.
Und nun nachfolgend meine Gedanken zu den acht Finanz-Trends.
1) Finanzielle Situation
Ich persönlich bin jetzt nicht direkt unzufrieden mit der finanziellen Situation. Das Depot läuft passabel und generiert die ersten Einkünfte. Allerdings wurmt mich mein Gehalt aus der Festanstellung. Ich bekomme dank Portalen wie Xing hautnah mit, wie sich aktuell das Gehaltsgefüge in meinem Bereich ändert. Und wenn man das dann mit dem eigenen Gehalt vergleicht, merkt man, dass die Lücke wieder größer geworden ist. Also heißt es für wohl, dass ich mich mal mit einem neuen Arbeitgeber auseinander setzen sollte.
2) Konsumverhalten
Mein Konsumverhalten hat sich seit dem ich mich mit meinen Finanzen auseinander gesetzt habe, nicht signifikant geändert. Ich war schon immer eher derjenige, der nur das „Nötigste“ gekauft. Und obwohl ich mir hohe Ziele gesteckt habe, lege ich aktuell auch Geld zurück, um mir im Frühjahr DSLR/DSLM zu kaufen. Im Endeffelt lässt sich Konsum mit Altersvorsorge recht gut kombinieren, wenn man das nötige Kapital zur Verfügung hat.
3) Zinsjäger
Hier kann ich mich dem gar nicht anschließen. Die Rendite steht bei mir an erster Stelle. Natürlich nicht auf Teufel komm raus. Sie wird dann durch den Sicherheitsaspekt ein wenig abgemildert. Flexibel darf es auch gerne sein. Deswegen stehe ich Immobilien ziemlich kritisch gegenüber. Die sind für mich der Inbegriff des Unflexiblen.
Interessant hierbei ist, dass die Befragten zwar angaben, dass sie Flexibilität hoch einschätzen, aber trotzdem die selbst genutzte Immobilien als am besten für den Vermögensaufbau eingestuft haben. Das empfinde ich als widersprüchlich.
4) Altersvorsorge
Es ist erschreckend, dass der Anteil steigt. Man sollte eigentlich annehmen, dass immer mehr Menschen begriffen haben, dass sie nur aus eigener Kraft nicht in Altersarmut enden werden. Dieser Rückgang ist durch alle Einkommensklasse feststellbar. Es zeigt sich aber, dass diejenigen, die schon recht gut da stehen, auch viel mehr geneigt sind, für das Alter vor zu sorgen.
Besonders stark ist der Wert bei der Einkommensklasse 1.000€ bis 1.500€ gestiegen. Woran mag das liegen? Ist da der „Mindestlohn“ Schuld und die betreffenden Personen meinen jetzt, dass sich sie auf dem Minilohn ausruhen zu können?
Auf jeden Fall kein gutes Omen für die Zukunft. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband sieht ähnlich:
„Auch angesichts der demografisch bedingten Ausgangslage der gesetzlichen Rentenversicherung droht hier in den nächsten Jahren ein Vorsorgeproblem mit einer relevanten sozialpolitischen Dimension.“
Deutscher Sparkassen- und Giroverband, 2015
5) Sorgen
Ich persönlich mache mir ebenfalls Sorgen um die aktuelle Geldpolitik. Es wird einfach zu viel billiges Geld in den Markt gepumpt und vor allem auch viel zu lange. Die Wirtschaft hat sich wahrscheinlich schon zu sehr an das Geld gewöhnt und wenn dann der Zins wieder steigt, wird es einige Unternehmen kalt erwischen.
6) Mittlere Einkommen (1.500€ bis 2.500€)
19% der Menschen mit mittlerem Einkommen haben eine monatliche Sparrate von 51€ bis 100€ und 18% haben eine Sparrate von 101€ bis 250€. Das empfinde ich als sehr niedrig. Ich habe mir für das Jahr 2015 eine Einzahlung ins Depot von 10.000€ vorgenommen. Das entspräche 833,33€. Ich liege also klar über dem Großteil meiner Peergroup. Allerdings verfolge ich vermutlich auch leicht anderes Ziele als der durchschnittliche Deutsche. Ich möchte im Alter von einem Einkommen leben, dass sich auf Wertpapiere stützt. Der durchschnittliche Deutsche wird es vermutlich eher darauf anlegen, ein zusätzliches Einkommen zu seiner gesetzlichen Rente zu generieren. Mein Bedarf liegt hier als klar höher. Ich persönliche gehe aber davon aus, dass alle die 2015 unter 40 Jahre alt sind, keine oder nur noch sehr wenig gesetzliche Rente erhalten werden. Ich habe daher eine „Rentenlücke“ von 100% zu überwinden. Und das geht meiner Meinung nach mit einer monatlichen Sparrate von unter 250€ nicht, außer man möchte im Alter vielleicht völlig enthaltsam leben.
7) Einlagensicherung
Ich persönlich vertraue der Einlagensicherung kein Stück weit, vor allem wenn es zu einem Kollaps des Finanzwesens kommen sollte. Da schützt dann die Einlagensicherung nicht mehr ausreichend das Kapital auf dem Tagesgeldkonto. Ich würde auch nie mehr als 50% der Einlagensicherung auf einem Tagesgeldkonto in Anspruch nehmen. Wenn ich mal mehr haben sollte, würde ich das lieber auf mehrere Konten bei unterschiedlichen Banken deponieren. So ist dann das Geld immer Falle einer Pleite einer Bank nicht auf einmal weg, wenn das Kapital der Einlagensicherung aufgebraucht ist.
8) Umdenken
Das Umdenken hat bei mir 2014 begonnen. Da fing ich endlich an, meine Finanzen zu beachten und selbst in die Hand zu nehmen. Ich gehöre also zu den 6%.
Resümee
Ich bin gespannt, wie sich die Zahlen in Zukunft entwickeln. 59% wollen sich scheinbar mit dem Thema Finanzen auseinander setzen. Mal sehen, wie viel davon dann 2016 hängen bleibt.
Wie denkt ihr über eure Situation und den von der Sparkasse ermittelten Finanz-Trends?